Steckbriefe der Verkehrssicherheit: Kinder

Unter 15 Jahre (Deutschland, 2017; in Klammern Zahlen von 2013)

11.049.00 Kinder; 13,4 % der Gesamtbevölkerung (13,2 % in 2013)

Traffic danger

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Unfälle (Statistisches Bundesamt, 2018)
  • Insgesamt: 61 Getötete (58), 4.268 Schwerverletzte (4.406), 24.930 Leichtverletzte (23.679).
  • 61 Getötete: davon 31,2 % Fußgänger (37,9 %), 24,59 % Radfahrer (13,8 %), 37,3 % Pkw-Fahrer oder -Mitfahrer (43,1 %) und kein Fahrer bzw. Mitfahrer von Mofas (0 %).
  • Insgesamt Verunglückte: 42,5 % Mädchen (43,9 %) und 57,5 % Jungen (56,1 %). Jungen verunglücken häufiger mit dem Rad als Mädchen: 68,6 % aller mit dem Rad verunglückter Kinder sind Jungen (66,1 %). Jungen nehmen häufiger am Straßenverkehr teil und haben eine höhere Risikobereitschaft.
  • Verunglückte: Der Anteil der unter 15-Jährigen an allen im Straßenverkehr Verunglückten beträgt 7,5 % (7,5 %). Der Bevölkerungsanteil dieser Altersgruppe beträgt 13,4 % (13,2 %).
  • unter 6 Jahre: verunglücken zu 63,8 % als Pkw-Insasse (62,7 %), zu 21,3 % als Fußgänger (22,9 %) und zu 7,9 % mit dem Rad (7,8 %).
  • 6–9 Jahre alt: verunglücken zu 40,5 % als Pkw-Insasse (39,1 %), zu 29,1 % als Fußgänger (31,9 %) und zu 24,5 % mit dem Rad (24,4 %).
  • 10–14 Jahre alt: verunglücken zu 48,9 % mit dem Rad (46 %), zu 25,4 % als Pkw-Insasse (25,5 %) und zu 19,1 % als Fußgänger (21,2 %).
Entwicklung der Unfallzahlen

Zwischen 1978 und 2017 erfolgte ein deutlicher Rückgang der im Straßenverkehr verunglückten bzw. getöteten Kinder. Bei den Verunglückten betrug dieser 59,4 % (von 72.129 in 1978 auf 29.259 in 2017). Bei den Getöteten betrug der Rückgang 95,8 % (von 1.449 in 1978 auf 61 in 2017).

Unfallrisiko im europäischen Vergleich (je 1 Mill. Einwohner): Im europäischen Vergleich besteht ein relativ geringes Getötetenrisiko für Kinder in Deutschland (vorwiegend Zahlen aus 2016 der Mitgliedstaaten der Europäischen Union). In diesem Vergleich liegt Deutschland auf dem 7. Platz hinter Schweden, Spanien, Niederlande, Portugal, Vereinigtes Königreich und Österreich.

Unfallursachen (polizeilich erfasst): als Radfahrer (6 bis 14 Jahre): falsche Straßenbenutzung 21,4 % (22,4 %); Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Ein- und Anfahren 18,8 % (20,6 %); Vorfahrt, Vorrang 12,4 % (13,3 %); Geschwindigkeit 6,9 % (7,1 %). Als Fußgänger: nicht auf den Fahrzeugverkehr geachtet 55,2 % (54,2 %), plötzliches Hervortreten hinter Sichthindernissen 28,3 % (28, 8 %).

Risikofaktoren der Person: Unachtsamkeit, Ablenkung (z. B. beim Spielen, bei Wettfahrten), falsche Selbsteinschätzung, mangelnde Übung und Erfahrung, fehlerhaftes Einschätzen von Geschwindigkeiten und Entfernungen (erfolgt zuverlässig erst mit etwa 10 Jahren), unzureichende Regelkenntnis, fehlendes Wissen über Ursache-Wirkungen-Zusammenhänge, mangelnde Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, Temperament (z.B. Impulsivität), Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS), sozialer Sog (z.B. unüberlegtes Hinterherfahren), Gruppendruck, Stress (z. B. bei Zeitdruck), Nicht-Nutzung eines Fahrradhelms, Risiko- und Aggressionsbereitschaft bei Jungen.

Risikofaktoren der Umwelt: Familiäre Situation (z.B. sozial schwächere Familien, Wohnverhältnisse, emotionales Klima), starke Verkehrsbelastung in Wohngebieten, bestimmtes soziales Umfeld, nicht angemessene Geschwindigkeit des Autoverkehrs, Fehlverhalten von Kraftfahrern, bestimmte Tages- und Jahreszeit, Sichthindernisse (z.B. durch parkende Autos), ungünstige Verkehrsregelung und -planung (z.B. unzureichende Schulwegsicherungsmaßnahmen), mangelnde Verkehrsüberwachung.

Helmtragen innerorts (Fahrrad) in 2017 (2016): 6-10 Jahre 72 % (76 %), 11–16 Jahre 31 % (34 %), ab 17 Jahre 8-27 % (BASt, 2018).

Nutzung von Kinderrückhaltesystemen in 2017 (Kinder unter 6 Jahren): 92 % auf Landstraßen (93 % in 2016), 93 % im Innerortsverkehr (91 % in 2013); Auf Landstraßen sitzen 2 % der Kinder dieser Altersgruppe völlig ungesichtert im Auto. Innerorts sind es 3 % (BASt, 2018).


Weiterführende Literatur

BASt (2018). Gurte, Kindersitze, Helme und Schutzkleidung – 2017. Daten & Fakten kompakt, 01/18.

 

Funk, W. & Faßmann, H. (2013). Schwer erreichbare Zielgruppen - Handlungsansätze für eine neue Verkehrssicherheitsarbeit in Deutschland. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Mensch und Sicherheit, Heft M 237. Bremerhaven, Bergisch Gladbach: Wirtschaftsverlag NW.

Holte, H. (2010). Profile im Straßenverkehr verunglückter Kinder und Jugendlicher. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Mensch und Sicherheit, Heft M 206. Bremerhaven, Bergisch Gladbach: Wirtschaftsverlag NW.

Limbourg, M. (2010). Kinder unterwegs im Straßenverkehr. Unfallkasse Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf.

Neumann-Opitz, N. (2014). Zielgruppe Kinder. In C. Klimmt, M. Maurer, H. Holte & E. Baumann (Hrsg.), Verkehrssicherheitskommunikation: Beiträge der empirischen Forschung zur strategischen Unfallprävention (S. 11-34). Berlin: Springer Verlag.

Statistisches Bundesamt (2018). Kinderunfälle im Straßenverkehr 2017. Wiesbaden.