Medienkonsum und mediale Kommunikation älterer Menschen

Wie oft schauen ältere Menschen Fernsehen? Wie oft verbringen sie Zeit vor dem Computer und surfen im Internet. Und wie häufig telefonieren sie mit dem Handy oder nutzen ein Smartphone? Diese und weitere Aspekte zur Mediennutzung älterer Menschen wurde im Rahmen einer neuen Studie der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass der Medienkonsum sehr stark vom Lebensstil dieser Altersgruppe abhängt.

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Die SENIORLIFE-Studie der BASt ist eine bevölkerungsrepräsentative Befragung (N=2.066) der ab 55-Jährigen, die Vergleiche zwischen jüngeren und älteren Seniorinnen und Senioren sowie zwischen unterschiedlichen Lebensstilgruppen ermöglicht. Der Fokus dieser Studie lag auf der ausführlichen Beschreibung mehr oder weniger gefährdeter Lebensstilgruppen dieser Altersgruppe. Der Medienkonsum war einer der wichtigen Bereiche, die zur näheren Charakterisierung dieser Lebensstilgruppen herangezogen wurde. Die Erkenntnisse der Studie sollen dazu beitragen, maßgeschneiderte Verkehrssicherheitsmaßnahmen zu konzipieren und umzusetzen [1].

Die nachfolgend darsgestellten Ergebniise sind in Bild 1 (tägliche Mediennutzung) und Bild 2 (Mediennutzung mindestens mehrmals pro Woche) am Ende des Beitrags zusammengefasst. Ausführliche Beschreibungen der Lebensstilgruppen befinden sich im Blog-Beitrag "Ältere Autofahrer: So wie sie leben, so fahren sie".

Fernsehen gucken


Das Fernsehen ist das mit Abstand am häufigsten genutzte Medium der befragten Personen ab 55 Jahren. 87,7 % der Befragten geben an, (fast) täglich Fernsehen zu gucken. Die älteren unter den Seniorinnen und Senioren schauen tendenziell häufiger Fernsehen als die jüngeren.  Mit einem Anteil von 93 % gibt der häusliche Typ I am häufigsten an, (fast) täglich Fernsehen zu gucken. Beim Anregungen suchenden Typ sind es 89,5 %, beim häuslichen Typ II 89,4 %, beim sozial engagierten Typ 86,6 %, beim kritischen Typ 83,4 % und beim antisozialen Typ 83 %.

Radio hören


Auch das Radiohören kommt bei den Seniorinnen und Senioren häufig vor, bei den 55-64-Jährigen deutlich häufiger als bei den ab 75-Jährigen und bei Männern häufiger als bei Frauen. Insgesamt sind es 72,3 % der Befragten, die angeben, (fast) täglich Radio zu hören. Beim Anregungen suchender Typ ist der entsprechende Anteil mit 79,1 % am größten, beim häuslichen Typ II und beim antisozialen Typ mit  jeweils 70 % am geringsten.


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Im Internet surfen

(Fast) täglich ins Internet gehen 26,8 % der Befragten, die Jüngeren (55-64 Jahre) deutlich häufiger als die ab 75-Jährigen, und die Männer häufiger als die Frauen. In der Gruppe der ab 75-Jährigen nutzen lediglich 17 % das Internet mindestens mehrmals pro Woche. Bei den 65- bis 74-Jährigen sind es 42,7 %, bei den 55- bis 64-Jährigen immerhin schon 70,8 %. Die Anteile derjenigen Personen, die (fast) täglich im Internet sind, fallen in den Lebensstilgruppen sehr unterscheidlich aus, beim  Anregungen suchenden Typ sind es 45,7 %, beim häuslichen Typ I  dagegen nur 9,2 %.


Tageszeitungen Online lesen

Die Online-Version einer Tageszeitung wird insgesamt relativ selten gelesen. Der Anteil für die Gesamtgruppe der Befragten für das (fast) tägliche Online-Lesen beträgt 2,4 %. Mindestens mehrmals pro Woche lesen 6,6 % der Befragten online eine Zeitung, beim Anregungen suchenden Typ liegt dieser Wert deutlich höher bei 13 %, beim häuslichen Typ I dagegen nur bei 2,1 %.


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Gedruckte Tageszeitungen lesen

Eine gedruckte Tageszeitung wird häufig gelesen - 62,3 % (fast) täglich und 79,8 % mindestens mehrmals pro Woche. Die ab 75-Jährigen lesen die gedruckte Ausgabe häufiger als die 55-64-Jährigen, Männer häufiger als Frauen. Das (fast) tägliche Lesen einer solchen Zeitung kommt relativ häufig beim sozial engagierten Typ (72 %) vor.


Zeitschriften bzw. Magazine lesen

Zeitschriften und Magazine werden mindestens mehrmals pro Woche von 51,3 % der Befragten gelesen; häufiger von Älteren als von den Jüngeren unter den Senioinnen und Senioren, häufiger auch von Frauen als von Männern. Die Anteile derjenigen Personen, die mindestens mehrmals pro Woche eine Zeitschrift bzw. ein Magazin lesen, liegen - je nach Lebensstilgruppe - zwischen 55,1 % (häuslicher Typ II) und 43,7 % (sozial engagierter Typ). Insgesamt 15,1 % aller Befragten lesen Zeitschriften oder Magazine (fast) täglich.


Ein Handy nutzen

Insgesamt 52,9 % der Befragten besitzen ein Handy. Unter den Handy-Besitzern telefonieren 74,1 % mindestens mehrmals pro Woche. 26,8 % der Befragten telefonieren (fast) täglich damit, die jüngeren Seniorinnen und Senioren wesentlich häufiger als die älteren. Es bestehen keine bedeutsamen Unterschiede zwischen den beiden Geschlechtern. Der Anteil derjenigen Personen, die (fast) täglich das Handy nutzen, ist beim Anregungen suchenden Typ am größten (38,7 %), beim  häuslichen Typ I am geringsten (15,3 %).


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Ein Smartphone nutzen

Ein Smartphone besitzen 31,2 % der Befragten. Die meisten Smartphone-Besitzer finden sich beim Anregungen suchenden Typ (47 %), gefolgt vom antisozialen Typ (46,9 %), kritischen Typ (37,7 %), sozial engagierten Typ (31,1 %), häuslichen Typ II (20 %) und häuslichen Typ I (12,5 %). Smartphones werden täglich sehr oft benutzt. Von allen Befragten sind es 84, 8 %, die das Smartphone (fast) täglich benutzen. 97,4 % geben an dies mindestens mehrmals pro Woche zu nutzen, die jüngeren Seniorinnen und Senioren häufiger als die älteren. Zwischen Männern und Frauen besteht hierbei kein bedeutsamer Unterschied. Der Anteil derjenigen Personen, die (fast) täglich das Smartphone nutzen, ist beim Anregungen suchender Typ deutlich am höchsten (97,6 %), beim häuslichen Typ I am geringsten (71,4 % ).


Eine App nutzen

Insgesamt 83,4 % der Befragten nutzen Apps auf ihrem Smartphone. Zwischen Männern und Frauen besteht kein bedeutsamer Unterschied, wohl aber zwischen den Altersgruppen. Die meisten App-Nutzer finden sich unter den 55- bis 64-Jährigen (86,2 %), gefolgt von den 65- bis 74-Jährigen (77,8 %) und den ab 75-Jährigen (74,4 %). Zur Kommunikation werden App von 90,8 % der Befragten genutzt, zur Information (z. B. Nachrichten) 72,9 % und zur Unterhaltung (z. B. Spiele-Apps) 20,4 %. Die Lebensstilgruppen unterscheiden sich eher tendenziell in der App-Nutzung. Am häufigsten kommt diese beim Anregungen suchenden Typ (87,9 %), beim kritischen Typ (87,5 %) und beim antisozialen Typ (84,9 %) vor, am wenigsten beim häuslichen Typ II (74,2 %).


Mitglied in sozialen Netzwerken sein

22,5 % der Befragten sind Mitglied bei einem sozialen Netzwerk im Internet (z. B. Facebook oder XING) . Mitglied in gleich mehreren sozialen Netzwerken im Internet sind 7,6 % . Somit sind 30,1 % Mitglied in einem oder mehreren sozialen Netzwerken. Im Vergleich hierzu betrug der Prozentsatz bei den jungen Fahrerinnen und Fahrern 83 % [2]. 69,9 % geben an, in keinem sozialen Internet-Netzwerk Mtglied zu sein. Frauen (33,5 %) sind häufiger Mitglied bei mindestens einem sozialen Netzwerk im Internet als Männer (26,9 %). Auch die Altersgruppen unterscheiden sich signifikant in dieser Frage: Bei den 55- bis 64-Jährigen sind es 36,6 %, bei den 65- bis 74-Jährigen 21,7% und bei den ab 75-Jährigen 19,5 %, die angeben, Mitglied bei mindestens einem sozialen Netzwerk im Internet zu sein; beim Anregungen suchenden Typ sind es 44,1 %, beim antisozialen Typ 34,1 %, und beim häuslichen Typ II dagegen findet sich der niedrigste Anteil mit nur 19,4 %.


Resümee

Über die Nutzung klassischer Medien wie Fernsehen, Radio oder Tageszeitungen sind im prinzip alle Gruppierungen in der heterogenen Gruppe der älteren Menschen gut erreichbar. Dagegen erreicht das Internet lediglich die Jüngeren unter den Seniorinnen und Senioren. Das Internet spielt in der Gruppe der ab 75-Jährigen noch eine untergeordnete Rolle. Wer von den Älteren im Besitz eines Smartphones ist, der benutzt es auch relativ häufig. Ist der Unterschied zwischen den Jüngeren und Älteren im Hinblick einer (fast) täglichen Nutzung noch deutlich, so minimiert sich dieser erheblich bei Betrachtung einer Nutzung des Smartphones, die mindestens mehrmals pro Woche stattfindet. Die Erreichbarkeit über soziale Netzwerke im Internet ist als eingeschränkt zu beurteilen. Bei den ab 75-Jährigen ist es lediglich jeder fünfte Befragte. Bei den 55-64-Jährigen ist es etwa jeder Dritte. Am besten über soziale Netzwerke im Internet erreichbar sind der Anregungen suchende Typ und der antisoziale Typ. Diese beiden Typen sind stärker im Straßenverkehr gefährdet als die übrigen Lebensstiltypen.

Bild 1: (Fast) tägliche Nutzung verschiedener Medien sowie die Nutzung des Handys und des Smartphones (Quelle: Holte, 2018)

Bild 2: Die Nutzung verschiedener Medien sowie die Nutzung des Handys und des Smartphones mindestens mehrmals pro Woche (Quelle: Holte, 2018)


Referenzen

  [1] Holte, H. (2018). Seniorinnen und Senioren im Straßenverkehr – Bedarfsanalysen im Kontext von Lebenslagen, Lebensstilen und verkehrssicherheitsrelevanten Erwartungen. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Heft M 285. Bremen: Fachverlag NW in der Carl Schünemann Verlag GmbH.

[2] Holte, H., Klimmt, C., Baumann, E. & Geber, S. (2014). Wirkungsvolle Risikokommunikation für junge Fahrerinnen und Fahrer. Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen. Mensch und Sicherheit, Heft M 249, Bremerhaven, Bergisch Gladbach: Wirtschaftsverlag NW.