Keine verpflichtenden Fitness-Checks für Senioren am Steuer

Künftig werden immer mehr ältere Menschen in Deutschland und in vielen anderen europäischen Ländern das Bild des Straßenverkehrs prägen. Die damit verbundene wichtige Frage, wie die Sicherheit und die Mobilität für diese Zielgruppe gewährleistet und verbessert werden kann, war Gegenstand der zweitägigen interdisziplinären europäischen Konferenz „Ageing and Safe Mobility“ in der Bundesanstalt für Straßenwesen am 27. und 28. November 2014. Veranstaltet wurde die Konferenz federführend von FERSI (Forum of European Road Safety Research Institutes), einem Zusammenschluss europäischer Verkehrssicherheitsinstitute. Aktuelle nationale und internationale wissenschaftliche Erkenntnisse aus unterschiedlichen Disziplinen zur Verkehrssicherheit und Mobilität älterer Menschen wurden in der BASt vorgestellt und diskutiert. Insgesamt nahmen über 150 Experten aus 21 Ländern an der Konferenz teil, darunter auch Gäste aus den USA, Japan, Korea und Russland. Ziel der Konferenz war es, Empfehlungen für Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit auf europäischer Ebene abzuleiten.

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Die teilnehmenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich gegen eine allgemeine Verpflichtung zur regelmäßigen Überprüfung der Fahreignung älterer Menschen ausgesprochen. In den bislang durchgeführten, internationalen Studien konnte keine Verbesserung der Verkehrssicherheit älterer Menschen durch derartige Gesundheitschecks nachgewiesen werden.

Stattdessen werden individuelle, präventive Maßnahmen empfohlen: Beispielsweise können Hausärzte ihre Patienten im Vorfeld über mögliche krankheitsbedingte Leistungsbeeinträchtigungen informieren oder eine freiwillige Fahrprobe empfehlen, um mögliche Schwächen frühzeitig zu erkennen. Leicht verständliche Symbole auf Beipackzetteln von Medikamenten geben schnelle Auskunft darüber, welche negativen Einflüsse auf das Fahrverhalten zu erwarten sind. Ältere Menschen sind offen gegenüber neuen Technologien, die sie im Straßenverkehr unterstützen. Wichtig dabei ist, dass diese Technologien die spezifischen Bedürfnisse älterer Menschen berücksichtigen. Das Verkehrssystem als Ganzes sollte übersichtlich, wenig komplex und eindeutig gestaltet sein. Hiervon profitieren ältere wie junge Menschen gleichermaßen. Gezielte Kommunikation und Trainings, technische Entwicklungen sowie infrastrukturelle Verbesserungen schaffen die Voraussetzung für die sichere Mobilität älterer Menschen, sind ein Stützpfeiler für ein aktives Leben, und damit nicht zuletzt für den Erhalt der Gesundheit und der Lebensqualität älterer Menschen verantwortlich.

Die Empfehlungen sind hier veröffentlicht. 

Objekt der Begierde

Ob in Frankfurt, Paris oder Los Angeles – zur Schau gestellt im Scheinwerferlicht großer Hallen, werden sie bewundert wie Popstars – schnittige Sportwagen, mondäne Luxusschlitten, kleine Alleskönner oder protzige Geländewagen. Für den verzückten Autofreund öffnet sich eine glitzernde, aufregende Technikwelt, sie lädt zum Träumen und zum Fachsimpeln ein, und sie wird für viele zum Geburtsort einer heimlichen Idee, eines stillen Plans, den automobilen Traum irgendwann einmal Wirklichkeit werden zu lassen.

Es ist vielfach beobachtet und literarisch verewigt: Das blecherne Objekt der Begierde kann Empfindungen wecken, wie man sie sonst für nahe stehende Personen oder für lieb gewonnene Haustiere aufbringt. Schon lange beschäftigt die Forscher die Frage, wie es passieren konnte, dass aus der rollenden Maschine ein guter Freund, ein begehrtes Objekt oder ein enges Familienmitglied des Menschen werden konnte. Indem er dieser Maschine einen Namen gibt und ihr einen bestimmten Charakter bescheinigt, haucht der Mensch ihr eine metaphysische Existenz ein, gibt ihr eine Wertigkeit, die sie über alle anderen Maschinen des Alltags erhebt.

Die Antwort darauf ist eigentlich gar nicht so kompliziert. Sie stützt sich vor allem auf die immense Bedeutung, die diese Maschine für den Einzelnen und für die ganze Gesellschaft besitzt. Die Zahlen sprechen für sich. Seit 1965 hat sich der Bestand an Kraftfahrzeugen in Deutschland mehr als vervierfacht. Mehr als fünfzig Millionen Kraftfahrzeuge (darunter 43 Millionen Pkw) rollen inzwischen auf deutschen Straßen [1]. Vergleichbare Entwicklungen gibt es in vielen europäischen Ländern und wird es auch bald in den Ländern geben, die auf dem Sprung sind, eine Wirtschaftsnation zu werden.

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Bild: Hardy Holte

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Auto-mobil und sicher im Seniorenalter

Immer wieder werden Stimmen laut, die bezweifeln, dass körperliche und geistige Fitness bei älteren Autofahrern noch in ausreichendem Maße vorhanden seien. Vor allem nach einem folgenschweren Seniorenunfall, der in der Presse für Aufsehen gesorgt hat, wird erneut die Frage nach einer obligatorischen Eignungsprüfung für Personen ab einem bestimmten Alter aufgeworfen. Mögen skurrile und selbstverschuldete Senioren-Crashs die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich ziehen, das tatsächliche Unfallrisiko von Personen im Seniorenalter spiegeln sie sehr undifferenziert wider.

Ältere Menschen sind sehr viel seltener in einen Autounfall verwickelt als die übrigen Altersgruppen. Von den insgesamt 1.170 Personen, die 2013 in Deutschland als Fahrer bzw. Fahrerin mit dem Auto tödlich verunglückten, waren 24 % 65 Jahre und älter. Der Anteil der insgesamt am Steuer eines Pkw verunglückten Seniorinnen und Senioren (Getötete und Verletzte) beträgt dagegen nur etwas mehr als 9 %. Der Anteil dieser Altersgruppe an der gesamten deutschen Bevölkerung beträgt jedoch knapp 21 %. Im Vergleich dazu ist die Gruppe der 18- bis 24-Jährigen mit knapp 8 % in der Bevölkerung vertreten, stellen jedoch etwa ein Drittel der mit dem Auto tödlich verunglückten und knapp 23 % der insgesamt verunglückten Pkw-Fahrerinnen und -fahrer [1].

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Bild: Hardy Holte

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Schlaglichter auf das Verhalten im Straßenverkehr

Warum hängen die Menschen so an ihrem Auto? Sind Ältere ein Sicherheitsproblem im Straßenverkehr? Warum sind viele junge Fahrer besonders unfallgefährdet? Können Frauen besser Auto fahren als Männer?

Diese und viele andere Fragen zum Thema Autofahren möchte ich in diesem Blog beantworten. Aber auch Radfahrer, Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer werden berücksichtigt. Die meisten Beiträge sind komplette Überarbeitungen von Kapiteln aus meinen beiden Büchern "Rasende Liebe. Warum wir aufs Auto so abfahren" und "Der automobile Mensch. Schlaglicher auf das Verhalten im Straßenverkehr". Beide Bücher sind inzwischen vergriffen. Lediglich als e-book sind sie zu beziehen. Aber auch ganz neue Texte werden Eingang in diesen Blog finden.

Zu den Beiträgen dieses Blogs zählen Essays, Übersichtsartikel, Schlaglichter auf einzelne Aspekte der Mobilität und Verkehrssicherheit, Steckbriefe der Verkehrssicherheit (fact sheets zu verschiedenen Themen), Rückblicke, Zeittafeln der Mobilität sowie Mobilitätsaspekte aus der Tierwelt.

Überarbeitungen und Neufassungen liegen bislang nicht als Printfassung vor.

Viele Spaß beim Lesen.

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Bild: Hardy Holte